19 Mai 2005

Und noch mehr Wassermusik

Auf Grund der Tatsache, dass Boyle behauptet, er hätte die tatsächliche Geschichte seinem Buch angepasst, habe ich jetzt etwas im WWW recherchiert: Boyle erklärt am Anfang des Buches, dass es um 1800 schon Tomatenketchup gegeben hätte. Und tatsächlich: Das Wort Ketschup hat sich aus dem chinesischen Wort koechiap oder ke-tsiap, über das malayische kechap entwickelt.

Ursprünglich handelte es sich um eine polynesische Soße bzw. Suppe aus Fischlake, Kräutern und Gewürzen, gereicht zu Anchovis (Sardellen), Walnüssen, Pilzen und Kidney-Bohnen; damit handelt es sich also keineswegs um eine amerikanische Erfindung, die nur aus Tomaten hergestellt wurde.

Im späten 17. Jahrhundert kamen der Name und Proben davon nach England, wo es in Veröffentlichungen zuerst als catchup und dann als ketchup (auch: catsup) auftauchte. Ketchup/Catsup bezeichnete in den 1800ern jede Soße, die mit Essig hergestellt wurde.
Ein Rezept für Ketschup aus Tomaten fand dann seinen Weg über den Atlantik, wo es 1876 von Henry John Heinz modifiziert wurde und als Produkt der H.J. Heinz Company seinen weltweiten Siegeszug antrat.

Apologie

Sollte ich jemals ein eigenes Buch schreiben, in dem ich mich teilweise auf tatsächliche Ereignisse bzw. geographische Gegebenheiten stützen sollte, werde ich ganz einfach das (oder heißt es die oder gar der?) Apologie von TC Boyle aus „Wassermusik“ klauen: Ich finde das wirklich einfach, wenn man sich die Geschichte nach den eigenen Bedürfnissen anpasst – das nennt man wohl literarische Freiheit.

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Apologie von TC Boyle, aus Wassermusik

Da der Anstoß zur Wassermusik in erster Linie der Ästhetik, nicht der Gelehrsamkeit entsprang, habe ich den historischen Hintergrund aus der Freude und Faszination genutzt, die er mir bereitete, keinesfalls aber in dem Wunsch, die darin festgehaltenen Ereignisse genauestens zu rekonstruieren oder für einen Roman zu bearbeiten. Ich pflege hier absichtlich Anachronismen, erfinde Sprachen und Terminologien, und die Originalquellen dienen mir als Material für Abschweifungen und Ausschmückungen. Wo immer die historischen Tatsachen den Bedürfnissen der Phantasie Barrieren bauten, habe ich sie, in vollem Wissen und mit reinem Gewissen, in einer Weise umgestaltet, die meinen Absichten entsprach.

15 Mai 2005

Dog-Sitting 4. und letzte Nacht

23:30: Emma schläft im Wohnzimmer am Sofa. Fuzzi hat kurzerhand beschlossen, dass sein neuer Lieblingsplatz unter der Bettdecke ist, dort verkriecht er sich und verbringt die ganze Nacht dort. Emma war bis in der Früh nicht mehr zu hören, irgendwann hat sie vom Sofa ins Bett gewechselt und hat dort die Nacht am Fußende verbracht.

Leider hat mein Vater Emma dann wieder abgeholt - sein Urlaub ist buchstäblich ins Wasser gefallen.

Jedenfalls freuen wir uns auf das nächste Dog-Sitting: Tochter 2 hat beim Abschied geweint, "Emma ist doch ihre Freundin".

Fuzzi hat in der Zwischenzeit erkannt, dass er nicht im Bett schlafen muss - also es ist wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt.

14 Mai 2005

Dog-Sitting 3. Nacht

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch massive Bedenken, dass diese chaotischen Nächte so weiter gehen könnten. Wenn das nämlich so wäre, bekämen wir alle noch massive Schlafstörungen.

In der dritten Nacht jedenfalls ist Emme zwischen Wohnzimmer und Schlafzimmer hin und her gependelt. Im Wohnzimmer hat sie vergeblich versucht, sich in den Korb von Fuzzi zu quetschen, hat aber dann jedesmal festgestellt, dass sie da auch beim besten Willen nicht hinein passt. Der Korb ist dafür gemacht, dass ein Dackel, oder sonst ein Hund in Miniaturausgabe Platz hat, Emma jedoch hat fast die Größe einer kleineren deutschen Dogge. Nach diesen vergeblichen Versuchen ist sie jedesmal frustriert wieder ins Schlafzimmer gekommen, um sich bei mir mit dem Hinterteil wackelnd und einer Socke im Maul zu beschweren.

Nachdem ich ihr dann gut zugeredet hatte, ist sie wieder abgezogen, um ihr Glück im Korb erneut zu versuchen.

Um 5:30 war dann kurzfristig Tagwache, denn da ist sie wieder einmal wedelnd, dieses Mal mit einer Quietschente in der Schnauze wedelnd vor dem Bett gestanden und wollte hinaus. Ich habe sie dann Platz geschickt, und wir konnten ungestört noch eine Stunde schlafen.

09 Mai 2005

Meine Signaturen

"Meine Vorurteile sind gefasst, verwirren Sie mich nicht durch Tatsachen"
Karl Kraus (Publizist und Schriftsteller, 1874 - 1936)

Was an Leistung fehlt, wir durch Wahnsinn ersetzt




08 Mai 2005

Dog-Sitting 2. Nacht

Die Nacht ist relativ unauffällig verlaufen: Tochter 1 hat bei Sohn geschlafen und Tochter 2 war mit Schlafengehen brav wie meistens. Und Emma - die hat sich nächtens an ein anderes Familienmitglied gehalten, das sie im 2-Stunden-Tackt aus dem Bett gerissen hat: sie ist zur Türe wollte raus! Als die Türe aufgemacht wurde, damit sie raus kann, hat sie sich auf das Sofa gelegt. - Braver Hund.

Um 5:24 hat sie dann doch mich geweckt, ich habe sie in den Garten gelassen, und bin dann, als sie fertig war, wieder schlafen gegangen.

07 Mai 2005

Der Wahnsinn hat Methode - Dog Sitting - 1. Nacht

Ich passe für die nächsten 8 Tage auf den Hund meines Vaters auf: eine wunderschöne Dobermann-Rotweiler-Hündin. Sie verträgt sich gut mit unserem Winzling, wobei er manchmal Einfersuchtsattacken hat, aber sonst spielen sie und haben es recht lustig. Bei Emma muss man allerdings aufpassen, da für sie das Haus eine Art Selbstbedienungsladen ist: wir haben fast alles weggeräumt, sodass sie sich nichts klauen kann. Das einzige, was sie noch erwischt, sind die Schnuller von Tochter 2.
Der gestrige Abend verlief recht ruhig und entspannt, Tochter 2 ist schon um kuzr nach 19:00 auf dem Sofa eingeschlafen, die Hunde haben gespielt und Tochter 1 ist vor dem Computer gesessen. Es wurde später und später und Tochter 1 hat sich geweigert ins Bett zu gehen. Irgendwann hat sie sich neben Emma auf den Boden gekuschelt und wollte dort schlafen. Gegen 22:00 habe ich dann beschlossen, mit ihr gemeinsam ins Bett zu gehen und noch zu lesen.

Emma ging mit uns und kuschelte sich an das Fußende des Bettes, Fuzzi blieb am Sofa.

22:30: Tochter 1 kann nicht schlafen, solange Fuzzi nicht auch bei ihr im Bett liegt!
23:00: Tochter 1 weckt mich auf: Fuzzi ist noch immer nicht da!
2:00 Fuzzi kommt mit Karacho ins Bett geflogen und landet in meinem Gesicht, wälzt sich solange, bis er mehr Platz hat und kuschelt sich zwischen Tochter 1 und mich.
2:30: Emma liegt auf Tochter 2, die keinen Platz mehr hat und auf mich ausweicht.
3:00: ich habe keinen Platz mehr und beschließe zu lesen - was soll ich auch sonst machen?
4:00: mir fallen wieder die Augen zu, drehe das Licht aus und schlafe gleich wieder ein.
5:00: ich höre, wie Emma sich den Reserveschnuller von Tochter 2 vom Nachttisch klaut, dann höre ich sie darauf herumnagen, ich bin aber geistig noch zu weit weg, um reagieren zu können.
5:30: Emma holt sich den zweiten Schnuller und will offensichtlich den Rest der Familie in ihr fröhliches Spiel mit einbeziehen und weckte Tochter 1 auch gleich auf. Endlich konnte ich einen klaren Gedanken fassen: vielleicht musste Emma hinaus - sie kommt aus einem Frühaufsteher-Haushalt. Tochter 1 erbarmt sich meiner und lässt die Hunde in den Garten - für eine ausgedehnte Frührunde bin ich einfach noch nicht fähig.
Ich döse wieder ein.
6:00: Tochter 1 kommt, die Hunde sind aus dem Garten hinausgelaufen - die Müllabfuhr hat das Gartentor offen gelassen. Ich mache kurze Bestandsaufnahme: ok - im Zweifellsfall muss ich im T-Shirt und in der Unterhose in den Regen die Hunde einsammeln. Ich eilte, soweit es mir um diese Zeit möglich war, zur Hustüre und schrie laut: Ich hatte Glück, beide kamen sofort wieder herein. Ich ging wieder ins Bett.
6:15: Fuzzi bellt im Garten, offensichtlich hat Tochter 1, nachdem sie das Gartentor geschlossen hat, ihn wieder hinausgelassen. Die Nachbarn werden große Freude mit uns haben. Ich steh wieder auf, hole den Hund wieder herein, gebe Tochter 1 Anweisungen, was zu tun ist und was sie zu unterlassen hat. Ich gehe wieder ins Bett, mittlerweile ist Tochter 2 aufgewacht. Emma hat schon wieder einen Schnuller in der Schnauze, ich glaube der 5. oder 6., den ich ihr wieder nehme. Ich versuche wieder zu schlafen.
7:00: Ich wache auf: beide Hunde turnen auf mir herum und spielen.
7:10: die Kinder wollen jetzt endlich zum Ikea frühstücken.

03 Mai 2005

Der Farn - Fortsetzung

Es kam, wie es kommen musste: nach 5 Tagen war das letzte grüne Hälmchen braun wie der Rest der Pflanze und an der Stelle, wo der Farn aus der Erde ragen sollte, war nur ein brauner Stumpen. Das war es dann wohl mit meinem Farn. Ich überlegte, ob ich nicht noch einmal den Weg zum Bellaflore antreten sollte, ließ es dann aber. Wozu sollte ich noch eine Pflanze kaufen, die unter meinen pflegenden Händen hinweg stirbt. Was genug ist, ist genug.
Es dauerte nicht lange, da war es wieder fällig, das leidige Rasenmähen. Ich steckte mir die Kopfhörerstöpsel meines mp3-Players in die Ohren und schaltete ihn an, und schuftete und schnaufte den Handmäher durch den Garten. Gott sei Dank hatte ich dieses alte rostige Ungeheuer vor dem letzten Mähdurchgang geölt, so verstand ich zumindest brockenweise den Krimi der mir direkt in die Gehörgänge kreischte und dröhnte. Tief versunken in die Geschichte, arbeitete ich mich Streifen für Streifen durch die Gräser.
Doch plötzlich fiel mein Blick auf die Stelle, wo die kleine braune Wurzel des Farns aus der Erde ragte: ich hielt inne, schärfte meinen Blick, nahm die Stöpsel aus den Ohren, beugte mich vor und näherte mich langsam dem Fleckerl Erde – und was sah ich? Nein, keine der toten Mäuse, die Nachbars Katze freundlicherweise bei uns im Garten zwischenlagerte. Ich sah ein kleines, grünes, noch eingeringeltes Blatt des Farns, das sich zwischen den Grashalmen der Wiese seinen Weg nach oben suchte. Behutsam entfernte ich rundherum das viele Zentimeter hohe Gras und verschaffte dem kleinen Blättchen ein bisschen Licht für seine Photosynthese.

Ich war ganz begeistert, wie hart der Farn doch im nehmen ist.

Jeden Tag schaute ich, wie weit sich das Blatt schon geöffnet hat, es wuchs und gedieh und war bald schon 15 cm hoch. Offensichtlich war der Platz für den Farn doch nicht so schlecht gewählt.

Doch die Freude sollte nicht lange andauern. Eines schönen Samstagnachmittags, ich kam von einem meiner zahlreichen Seminare nach Hause, traf mich fast der Schlag: alles im Garten, was in der Früh noch niederer als 30 cm hoch war, maß jetzt nur mehr 2 cm! Der Benzinrasenmäher hat alles, was ihm im Wege gestanden ist, gemeuchelt. Nichts blieb verschont! Wildpfefferminze fiel ihm genauso zum Opfer, wie ein kleines Bäumchen. Auch mein kleiner Farn war nur mehr wenige Millimeter hoch.

Mir blutete fast das Herz, wie groß war meine Freude, als er doch noch Fuß, besser Wurzel fasste, und wie groß war meine Wut wegen dieses Massakers. Ich gab es auf, ich sah keine Chance mehr für diesen Farn! Aus! Das war es dann!

3. Teil folgt