25 Oktober 2005

Die Zwillinge von Tessa de Loo

Die beiden Zwillingsschwestern Anna und Lotte werden nach dem Tod des Vaters getrennt: Lotte kommt zu Verwandten nach Holland, wo sie geborgen mit ihren Stiefgeschwistern aufwächst. Anna bleibt bei Verwandten in Deutschland, wo sie am Hof des Onkels und seiner Frau als billige Arbeitskraft schuften muss.
Durch Zufall treffen die beiden Schwestern 70 Jahre später bei einem Kuraufenthaltin Belgien wieder zusammen. Lotte ist sehr distanziert, lehnt Anna, die Deutsche ab.
Anna erzählt ihre Geschichte am Hof vor dem Krieg, im Kloster, wo sie zur Ausbildung lebt, als Hausangestellte, vor und während des Krieges.
Auch Lotte verscuht ihren Teil ihrer Geschichte beizutragen, kommt aber neben "der Deutschen" zu kurz.
Lotte wirft Anna vor Mitschuld am Krieg, am Hunger und am Tod vieler Millionen Juden zu haben. Anna bettelt nahzu um Verständnis und Befreiung von der Kollektivschuld. Lotte will jedoch mehr Distanz.

Das Buch endet mit dem unerwarteten Tod der unerschütterlichen Anna während des Kuraufenthalts und Lottes öffentlichem Bekenntnis, dass Anna ihre Schwester war.

19 Oktober 2005

Zitat:

aus "Die Zwillinge" von Tessa de Loo

btb, Seite 179:


"Ein Buch, das nicht gelesen wird, existiert nicht."

11 Oktober 2005

Luisi's Geheimnis

Eigentlich begann der Abend ganz normal. Er war wie alle Abende zu dieser Jahreszeit. Der Wind blies um die Häuser, er riss Blätter von den Bäumen und jagte sie vor sich her. Die alten Fensterläden des Hauses knarzten und quietschten durch die Last des Windes. Kamin brasselte gleichmäßig das Feuer vor sich hin. Alles war ruhig, die Kinder schliefen in ihren Betten. Nur leise hörte man das Rauschen und Pfeifen des Windes. Aus dem Radio rieselte leise Musik. Eine Kerze flackerte am kleinen Tischchen vor dem Sofa.
Plötzlich war das Knarren der Holzdielen zu hören, es klang fast so, als würde sich jemand im oberen Stock durch den langen dunklen Gang vorsichtig entlang schleichen. Durch das Babyphon war das gleichmäßige Atmen der schlafenden Kinder zu hören.
Das Jaulen des Windes wurde lauter, es war schon spät, alles war wieder ruhig im obere Stock des abgelegenen Hauses.
Ich nahm die Kerze und machte eine letzte Runde durch das stille Haus, alle Fenster waren geschlossen und die Tür versperrt, es war Zeitauch ins Bett zu gehen. Ich stieg die steile Treppe nach oben, ging an den Kinderzimmern vorbei. Drinnen war alles ganz still, nur das regelmäßige Atmen war zu hören.
Und da, ganz plötzlich, fiel mein Blick auf etwas weisses und glänzendes, es lag direkt vor meiner Schlafzimmertüre: ich bückte mich und hob es auf: es war eine Nachricht auf einem weißen Zettel, es stand in blauen, krakeligen Buchstaben:

Zahlreiche Fragen schossen mir durch den Kopf: Für wen war diese Nachricht?, Wer war Luisi? Wer war der Verfasser dieses Zettels?
Ich fand keine Antwort auf meine Fragen. Jedoch ließ mich der Gedanke nicht los, dass ich einem Geheimnis auf der Spur sein könnte.
Zögernd ging ich ins Bett. Hineingekuschelt in meine Decken betrachtete ich die Nachricht von allen Seiten, hielt sie gegen den Schein der Kerze, hielt sich auch darüber, in der Hoffnung unsichtbare Schriftzeichen wieder aufscheinen zu lassen. Aber da war nichts.
Ich legte die Nachricht auf mein Nachtkästchen neben das Bett und blies die Kerze aus. Noch während ich über zahlreiche Antworten nachdachte, schlief ich ein. Vielleicht kam ich ja in meinen Träumen dem Rätsel auf die Spur.

Ich träumte wirres Zeug von Schneemenschen, Bergfexen, Wichteln und zahlreichem Getier, das hier in den Bergen wohnen soll. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich schlapp und müde. Aber dennoch war ich dem Geheimnis keinen Schritt näher als am Vorabend.

10 Oktober 2005

noch mehr Biff

Folgende Leseprobe macht für mich einen Teil des Reizes des Buches aus, macht die Personen so liebenswert:

Goldmann, Seite 504:

Wir vermuteten, dass er schwimmen oder mit einem der kleinen Boote rudern würde, aber als er endlich ans Ufer kam, war ihm die Menge noch auf den Fersen, und er lief einfach immer weiter, direkt übers Wasser bis zum Boot. Die Menge blieb am Ufer stehen und jubelte. Selbst wir staunten über das neue Wunder, und mit offenen Mündern hockten wir im boot, als Joshua näher kam.
"Was?", sagte er. "Was? Was? Was?"
"Herr, Ihr wandelt auf dem Wasser", sagte Petrus.
"Ich habe gerade gegessen", sagte Josua. "Man soll eine Stunde lang nicht schwimmen gehen, wenn man gegessen hat. Man könnte Krämpfe bekommen. Hat denn keiner von euch eine Mutter?"
"Es ist ein Wunder", rief Petrus.
"Es ist nichts dabei", sagte Josua und tat das Wunder mit einer Geste ab. "Es ist leicht. Wirklich, Petrus, du solltest es versuchen."
Zögerlich stand Petrus im Boot auf.
"Ehrlich, versuch es."
Petrus begann, seine Tunika abzulegen.
"Behalt das an", sagte Josua. "Und deine Sandalen auch."
"Aber, Herr, es ist eine neue Tunika."
"Dann halt sie trocken, Petrus. Komm zu mir. Steig aufs Wasser."
Petrus hängte einen Fuß über die Reling.
"Vertraue auf deinen Glauben, Petrus", rief ich. "Wenn du zweifelst, wirst du es niemals schaffen."
Dann setzte Petrus beide Füße auf die Fluten, und für den Bruchteil einer Sekunde stand er da. Und wir alle staunten. "He, ich kann ...." Dann versank er wie ein Stein. Prustend kam er wieder hoch. Wir alle bogen uns vor Lachen, und selbst Josua war kichernd bis zu den Knöcheln eingesunken.

09 Oktober 2005

Christopher Moore - Die Bibel nach Biff

Die wilden Jugendjahre von Jesus, erzählt von seinem besten Freund

Biff, der beste Freund von Jesus wird nach fast 2000 Jahren ausdem Staub wieder erweckt um die fehlenden Kapitel der Bibel, nämlich über die Kindheit und Jugend Jesu, der im Buch Josua genannt wird, aufzuschreiben. Bewacht wird er dabei vom Engel Raziel.

Biff, Levi bar Alphaeus, lernte Josua im Alter von 6 Jahren kennen: (aus [...] Goldmann, Seite 13)
Als ich dem Mann, der die Welt retten würde, zum ersten Mal begegnete, sass er am großen Brunnen in Nazareth, und eine Eidechse hing aus seinem Mund. Nur Schwanz und Hinterbeine waren noch zu sehen, Kopf und Vorderbeine steckten halb in seinem Rachen. Er war sechs, wie ich, und sein Bart noch nicht ganz ausgebildet, so dass er den Bildern, die ihr von ihm kennt, nicht eben ähnlich sah. Seine Augen waren wie dunkler Honig, und sie lächelten unter einer Mähne blauschwarzer Locken hervor, von denen sein Gesicht umrahmt war. Ein Licht - älter als Moses - sprach aus diesen Augen.
"Unrein! Unrein!", rief ich und deutete auf den Jungen, damit meine Mutter wusste, dass ich das Gesetz kannte, doch weder sie noch die anderen Mütter, die ihre Krüge am Brunnen füllten, beachteten mich.
Der Junge nahm das Tier aus dem Mund und gab es seinem jüngeren Bruder, der neben ihm im Sand saß. Der Kleine spielte eine Weile mit der Echse, ärgerte sie, bis sie ihren kleinen Kopf reckte, als wollte sie beißen, dann hob er einen Stein auf und schlug dem Tier den Schädel ein. Ungläubig stieß er das tote Ding im Sand herum, und als er sicher war, dass es sich nicht mehr vom Fleck rühren würde, hob er es auf und gab es seinem älteren Bruder zurück.
Ab in den Mund mit der Echse, und bevor ich ihn noch verpetzen konnte, war sie schon wieder draußen, lebhaft zappelnd und bereit, erneut zu beißen. Wieder reichte er sie seinem kleinen Bruder, der das Tier mit dem Stein zermalmte und damit die Prozedur erneut begann oder beendete.
Dreimal noch sah ich, wie die Echse starb, dann sagte ich :"Das will ich auch können."
Der Erlöser nahm die Echse aus dem Mund und sagte: "Was davon?"


Aus Kindern wurden Jugendliche und als ihre Freundin Maggie verheiratet wird, machen sich die beiden auf den Weg in die weite Welt, damit Josua lernt, Messias zu werden. Es kommen viele aus der Bibel bekannte Persönlichkten vor: Johannes der Täufer, Kaspar, Melchior, Balthasar, Matthäus, Judas Ichariot. Auch viele Orte und Ereignisse werden von Moore eingebaut: Bergpredigt,Verwandlung von Wasser in Wein, Heilung Kranker.

Josua ist im Buch ein lieber, aber dümmlicher Kerl, der ohne Biff oft aufgeschmissen wäre. Biff ist schnodrig, mitunter cool, ein Frauenverführer. Ein Mann zum Verlieben!

Manchmal habe ich das Gefühl Christopher Moore hat sich ein bisschen am Film Life of Brian orientiert: manche Dialoge könnten auch aus diesem Film stammen, aber das macht nichts. denn das Buch ist super witzig, auch wenn im Mittelteil sich manche Längen befinden. Aber dafür ist alles schlüssig, manchmal auch ein bisschen philosophisch. Ich finde auch, dass er die Unterschiede der Weltreligionen ganz gut getroffen hat, auch wenn manches etwas plakativ wirkt.

01 Oktober 2005

Trolle

Jeder Bergbewohner hat schon mal Bekanntschaft mit einem Troll gemacht. Hier in den Bergen sind dies Kreaturen ja nicht gerade selten. Es gibt vor allem Berg- und Höhlentrolle. Sie unterscheiden sich nur in Bezug auf ihren Lebensraum von einander. Die einen wohnen unter Tage, die anderen auf Bäumen in der Nähe von Wasserfällen nicht weit von der Baumgrenze entfernt. Es sind wilde, unbezähmbare Gestalten, eher Tier als Mensch. Sie sind grausig anzusehen, haben eine runzelige, fahle Haut mit vielen Kratern und Pusteln. Sie haben riesige säbelartige Zähne, die es ihnen ermöglichen Baumstämme Zahnstochern gleich zu zerteilen. Ihre Pranken sind groß genug um eine Kuh zu zermalmen. Berg- und Höhlentrolle sind groß und mächtig, stark und dumm.

Sie tun nichts lieber als ihre Muskeln spielen zu lassen, versuchen durch dieses Imponiergehabe andere Trolle in die Flucht zu schlagen. Als Alternative lieben sie es arme Wanderer und Bergfexe zu erschrecken und bis zur Erschöpfung zu jagen.

Doch seit ein paar Jahren treibt ein viel schrecklicheres und unangenehmeres Monster sein Unwesen: der Forentroll. Er surft auf einer schnellen Leitung durch die Netze auf der Suche nach neuen Foren, in denen es sich breit machen kann. Hat er sich dort einmal festgebissen, dann ist es um die Ruhe in diesem Forum geschehen.
Über sein äußeres ist nicht viel zu sagen, er versucht unsichtbar zu bleiben, er kann schön oder häßlich, groß oder klein, dumm oder schlau, wortgewandt oder einfallslos sein.

Aber eines ist allen Forentrollen gemeinsam: sie wollen gefüttert werden, um ihre Muskeln zeigen zu können. Sie sind wichtig, sie provozieren, sie sind präpotent, arrogant, überheblich und machen sich oft lächerlich. Aber das ist ihnen egal, sie sind unermüdlich darin, ein Forum zu quälen, zu piesacken, zu maltretieren. Schutz vor diesen Bestien gibt es wenig, da sie von Buchstaben, Sätzen und Worten leben und das Destruktive suchen. Ihre Reizbarkeit ist legendär, daher gibt es in Foren immer Nahrung für diese Trolle. Es finden sich immer wieder fütterungswillige User. Das sind die, die die Taktik der Trolle nicht durchschauen, oder nicht auf ihren Fingern sitzen bleiben können, oder einfach nur wissen wollen, wie weit sie diesen Forentroll reizen können. Ein gefundenes Fressen also für den Troll.

Vielleicht sind diese Fütterungen aber auch nur Mitleid mit einer armen geschundenen Kreatur, deren Lebenssinn die Vernichtund und die Provokation ist?

Aber dennoch mit Hilfe des Schildes "Don't Feed The Troll", lässt sich manchmal doch Boden gewinnen. Aber am Ende, um die Ruhe wieder herzustellen, hilft nur die Verbannung des Trolls in eine andere Welt. Dann surft er wieder durch die Netze, auf der Suche nach einem neuen Futterplatz.

Ich habs getan!

Ich bin seit 9:15 stolzer Besitzer des neuen Harry Potter!